Tom Clancys Hawks
Autor: Langerle
Datum: 12.04.09 21:55 Uhr

Das Genre der Luftkampfspiele war in den vergangenen Jahren vor allem eins: unterrepräsentiert. Rückblickend thronten lediglich das mittlerweile über zwei Jahre alte IL2-Sturmovik: 1946 oder das nicht merklich jüngere Blazing Angels 2 am Himmel. Diese Zeiten sind jetzt vorbei, denn Ubisoft katapultiert uns mit Tom Clancy's H.A.W.X. in Überschallgeschwindigkeit ein paar Tausend virtuelle Meter nach oben. Ob's beim Höhenflug bleibt oder akute Absturzgefahr besteht, klären wir in den folgenden Zeilen.

 

 

Die Handlung trägt das Prädikat "Flach": In der nahen Zukunft fechten Staaten ihre Kriege nicht mehr selbst aus, sondern schicken Privatarmeen (sogenannte Private Military Companies oder kurz PMCs) an die Front, um die Drecksarbeit zu erledigen. Das Spiel steckt Sie in die Fliegerstiefel eines hochdekorierten Navy-Rentners, der bei genau so einer Firma anheuert. Mit Fortschreiten der Geschichte stellen Sie allerdings sehr bald fest, dass Ihr Brötchengeber gar nicht so uneigennützig handelt und die eigenen Interessen radikal durchzusetzen versucht.

 

 

Was der Geschichte an Tiefgang fehlt, gleicht Tom Clancy's H.A.W.X mit zwei grundlegend verschiedenen Spielmodi aus. Im sogenannten "Assistant- On"-Modus spielt sich das Ganze wie ein klassischer Arcade- Flugsimulator. Sie verfolgen die Action aus der Verfolger- oder der Cockpit-Sicht, steuern den Jet durch die Gegend und knallen rot-blinkende Ziele ab, die Ihnen vor den Bug fliegen. So weit, so alt. Schalten Sie allerdings auf "Assistant-Off", wird's interessant: Die Kameraperspektive wechselt auf eine weit entfernte Außenansicht Ihres Fliegers und zentriert das angewählte Ziel.

 

 

Nun können Sie mit ein bisschen Fingerspitzengefühl waghalsige Manöver hinlegen und unglaublich stylish durch die Wolken düsen. Das sieht nicht nur fantastisch aus, es bringt auch Vorteile. Klebt Ihnen beispielsweise eine lästige Rakete am Flugzeug-Heck (und das passiert sehr oft), machen Sie einfach eine kleine "Schub-weg-volle-Kurve- Drift-Afterburner"-Kombination und voilà: Sie sind gerettet. Klingt ziemlich kompliziert, geht aber nach wenigen Minuten locker von der Hand. Der intuitiven Steuerung sei's gedankt! Apropos: Maus und Tastatur können Sie getrost links liegen lassen, am besten fliegt sich Tom Clancy's H.A.W.X. mit einem herkömmlichen Gamepad.

 

 

Wahrscheinlich haben Sie es schon herausgelesen: Tom Clancy's H.A.W.X. hat nur minimale Simulations-Anleihen. Im Sekundentakt jagen Sie Feinden dutzende Raketen hinterher und selbst auf dem höchsten der drei Schwierigkeitsgrade steckt Ihr Flieger einige Treffer weg. Das heißt allerdings nicht, dass H.A.W.X einfach ist, ganz im Gegenteil. Da Sie es im Großteil der Fälle mit großen Gegnergruppen zu tun bekommen, hängt nahezu ununterbrochen ein feindlicher Flieger am Heck Ihrer Maschine.

 

 

Zwar können Sie Ihren Flügelmännern neben Angriffsbefehlen auch den Auftrag erteilen, Ihnen den Rücken freizuhalten. Dennoch ereilt Sie in unschöner Regelmäßigkeit der virtuelle Abschuss. Frustrierend, dass in diesem Fall die Mission nur bei vom Spiel festgelegten Checkpoints wieder aufgenommen werden kann. In manchen Fällen müssen Sie sogar komplett von vorne starten. Das sorgt vor allem dann für Ärger, wenn Sie kurz vor Ende einer Mission überraschend abgeschossen werden.

 

 

Die insgesamt 19 Missionen, die Sie mit rund 50 Fliegern bestreiten, bieten neben Action am laufenden Band vor allem viel Abwechslung. Bodenangriffe, Eskorten, Luftkämpfe, Einsätze gegen Marine-Einheiten - das passt! Auch der Schwierigkeitsgrad ist im Großteil der Fälle genau richtig und fordert, ohne unfair zu werden. Lediglich an wenigen Stellen in späteren Missionen besteht Frustgefahr, was jedoch mehr an den angesprochenen Checkpoints als am Missionsdesign liegt. Aber keine Sorge, solche bockschweren Aufträge sind glücklicherweise die Ausnahme und lassen sich - obgleich oft mehrere Anläufe von Nöten sind - erfolgreich abschließen.

 

 

 

 

Technisch gesehen macht Tom Clancy's H.A.W.X. so ziemlich alles richtig. Düsen Sie mit Mach 2 durch die wunderbaren 3D-Wolken und betrachten die pittoreske Szenerie aus der Vogelperspektive, während Ihnen Flak-Geschosse und Raketen um die Flügel sausen, klappt die Kinnlade nach unten. Einzig die Explosionen sind weniger berauschend, da haben wir schon deutlich Besseres gesehen. Der Sound kann sich hören lassen: Panische Funksprüche, coole Waffeneffekte und bombastische Explosionen sorgen für einen enorm intensiven Klangteppich. Am Ende des Tages ist Ubisofts Arcade-Fliegerei genau das, was seit längerer Zeit überfällig war: ein richtig gutes Flugkampf-Spektakel, das noch dazu mit einem ganzen Haufen frischer Ideen auftrumpft. Wer allerdings mit einer kernigen Simulation rechnet, wird enttäuscht sein: H.A.W.X. ist Action pur und weit von Realismus entfernt.

 

 

Trotz allem, ein gelungenes Spiel mit Harter Action.

 

 

 
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